The Mortuary Assistant – ein Walking-Simulator mit Schock-Effekten
The Mortuary Assistant lässt sich als Walking-Simulator mit Arbeitseinflüssen einstufen. In dem Spiel schlüpfen die Spieler und Spielerinnen in die Rolle einer Bestattungsassistentin, die Leichen präparieren muss. Dabei wird schnell klar, dass nicht alles mit rechten Dingen zugeht und sich plötzlich Dinge ereignen, die niemand nachts allein erleben möchte.
The Mortuary Assistant erinnert entfernt an das Adventure-Game Gone Home, in dem Spieler den mysteriösen Ereignissen in ihrem ehemaligen Elternhaus auf den Grund gehen müssen. Wer dagegen ein ausgeprägtes Horrorgame mit unterschiedlichen Rätseln sucht, der ist mit dem Game Madison sehr gut beraten.
Ungewöhnlicher Arbeitsplatz
The Mortuary Assistant versetzt die Spieler und Spielerinnen in eine ungewöhnliche Rolle. Statt als strahlender Held oder hartgesottener Soldat finden sie sich in der Haut einer angehenden Bestatterin wieder. Um Erfahrungen für ihren Berufsweg zu sammeln, muss die junge Frau in den Nachtschichten jeweils die frisch eingetroffenen Leichen waschen, zusammenflicken und einbalsamieren.
Das Spiel beschränkt sich im Gameplay auf ein Minimum, was aber nur noch mehr dafür sorgt, dass die Atmosphäre dichter und packender wird. Die Spieler versinken im Arbeitstrott, wodurch selbst kleine Schock-Momente eine große Wirkung haben können. Es fühlt sich tatsächlich eher an wie eine Reise durch ein sehr gut gestaltetes Spukhaus statt eine geradlinige Fahrt durchs Gruselkabinett.
Die kleinen Details
Ein anderer Faktor, der die Gruselatmosphäre von The Mortuary Assistant unterstützt, ist das gelungene Sound-Design. Es gibt wenig bis gar keine Hintergrundmusik, wodurch die Illusion der Arbeit in einem Bestattungsunternehmen noch verfestigt wird. Aber selbst die kleinen Shock-Momente sind teilweise ohne den mittlerweile typischen Sound-Einspieler versehen, wodurch Spieler sie beiläufiger erleben, statt mit der Nase draufgestoßen zu werden.
Um den Horror in Grenzen zu halten, ist die Spielzeit des Games bewusst kurz gehalten. In ca. zwei Stunden lässt sich die Story des Spiels durchspielen. Wer noch die kleinen Nebenbeschäftigungen abseits der Hauptstory machen möchte, kann sechs bis sieben Stunden einplanen. Das ist ein angenehmes Zeitfenster, um die Spieler zwischendurch mit Schock-Momenten zu erschrecken, ohne dass es sich abnutzt.
Ungeschickte Hände
Leider kämpft The Mortuary Assistant mit technischen Schwächen, die sich auch auf den Spielspaß auswirken. Unter anderem bewegt sich die Maus sehr träge und Spieler müssen regelrecht sportlich aktiv werden, damit der Mauszeiger mal an die Stelle kommt, an die sie ihn bewegen möchten. Selbst auf der höchsten Stufe der Maussensitivität fühlt sich die Maus langsam und verzögert an.
Ein anderes Problem sind Stotterer und Glitches. Es kann schnell passieren, dass sich die Spielfigur beispielsweise in der Tür oder am Tisch verhakt und die Spieler erst einmal wild herumprobieren müssen, bevor sie wieder freikommen. Wenn dann die Animationen auch noch ruckeln, stört das die ansonsten dichte Atmosphäre und mindert den Grusel des Spiels.
The Mortuary Assistant: Aus der Zeit gefallen
Die Grafik von The Mortuary Assistant ist ebenfalls ein Negativpunkt, der nicht von der Hand zu weisen ist. Auch wenn sich die Entwickler große Mühe gegeben haben, auf Details zu achten, wirkt das Spiel grafisch so, als würde es mindestens fünfzehn Jahre zu spät kommen. Viele Texturen sind einfach pixelig, kantig und hässlich und können den Spielspaß trüben.
Darüber hinaus sind die Spielabläufe sehr eintönig. Jede Schicht läuft nahezu gleich ab. Es müssen immer drei Leichen bearbeitet und letztendlich einbalsamiert werden. Viele andere Beschäftigungen gibt es in dem Spiel nicht. Selbst die kleinen Dinge, die sich abseits der Hauptstory finden, verlieren schnell an Reiz, wenn sie sich jedes Mal wiederholen.
Fazit
The Mortuary Assistant setzt auf eine dichte Atmosphäre und auf den dezenten Schock-Moment, um Spieler aus der Reserve zu locken. Grade das sehr gute Sound-Design unterstreicht die bedrückende Stimmung einer Arbeit als Bestatterin bei Nacht. Die ungewohnte Spielumgebung macht den Horror fast schon greifbar, sodass sich auch kleine Jumpscares bedeutend anfühlen und mehr als nur eine Gänsehaut erzeugen.
Leider stehen die technischen Schwächen dem Spiel aber im Weg. Die veraltete Grafik, das eintönige Spieldesign und die diversen Glitches stören und erinnern Spieler oft daran, dass es sich doch nur um ein Spiel handelt. Wer aber über diese Stolpersteine hinwegsehen kann, der wird mit The Mortuary Assistant ein sehr gutes, wenn auch nicht perfektes Horror-Spiel erleben.